Erfahrungsbericht: Rattengift

Leider haben auch wir schon die Erfahrung mit Rattengift machen müssen:

Es war einer der ersten Frühlingstage. Endlich wärmte die Sonne Haut und Fell. Also entschloss ich mit meinem 15 monatigen Rüden den Weg am Wasser zu nehmen. Es war unser erster gemeinsamer Frühling, denn er war erst 6 Monate bei uns.

Ich fresse alles

Da er sehr abgemagert (mit kahlen Fellstellen und Giardien sowie Band- und Spulwürmer im Gepäck)  zu uns kam, hatte er wohl schwere Zeiten hinter sich.  Während Abruf und zahlreiche Kommandos schon wirklich Klasse klappten, gab es noch ein paar kleine Probleme, an denen wir aber dran waren.  Problem No.1: „Ich fresse alles“

Wir gingen nun also den schmalen Weg am Fluss entlang (die Städter würden Kanal sagen, für mich ist das etwa 30 m breite Gewässer ein Fluss). Links von uns eine 120 cm hohe Mauer, oberhalb waren ein paar Bungalows, rechts von uns das Ufer mit vielen größeren Steinen und Gras.

Das schicksalhafte  Holzkreuz

Das Wasser glitzerte, der Himmel war strahlend blau, die Enten quakten und mein Rüde schnupperte aufgeregt im Wind. Dann erreichten wir das kleine Holzkreuz. Hier werde ich jedes Mal traurig. Auf diesem steht eingeritzt „für meinen geliebten Bruder Peter“. Ich kann mich noch gut erinnern. An dieser Stelle ist im November vor ein paar Jahren ein junger Mann gestorben. Er hatte etwas getrunken und fiel wohl ins Wasser. Unterhalb des Kreuzes lagen kleine rote Blümchen und eine Kerze. Peter war auch nach diesen Jahren nicht vergessen.

Rattengift! Was tun?

Und während ich noch überlegte warum die Tragödie um Peter nicht verhindert werden konnte, bahnte sich die nächste Tragödie an. Ich sah wie mein schwarzer Wuschel interessiert an etwas schnupperte. Ich rief unser trainiertes „Aus“ und Wuschel holte sich sein Leckerli ab. Dann betrachtete ich das „Etwas“ näher und Panik kam in mir auf: Es war ein neuer Beutel Rattengift. Er war offen und leer. Man sah, dass er noch nicht lange hier liegen konnte. Ich war nur ein paar Sekunden durch das Holzkreuz abgelenkt, aber diese Sekunden waren zu viel. Wer legt denn hier Rattengift aus? Ohne Schilder oder Warnungen?

Rattengift
Rattengifttüte

Hat mein Hund vom Rattengift gefressen?

Ich fragte mich, ob Wuschel wirklich etwas davon gefressen hat. Doch wie sollte ich das feststellen?

Ich packte also die Rattengifttüte ein und marschierte mit Wuschel Richtung Zuhause. Jede Bewegung von ihm stand nun unter genauer Beobachtung. Kaum Zuhause angekommen, tagte der Familienrat. Wir wussten, dass Rattengift 4 bis 5 Stunden benötigt bis es wirkt. Aber dann kann es schon zu spät sein.

Plötzlich rief Ria „was hat er da Grünes im Maul“ Ich rief unser Kommando „Maul“. Wuschel setzte sich brav und öffnete bereitwillig sein Maul. Und da war es:Glibschig und grün. Ich versuchte „es“ zu greifen,aber schwupps war es weg. Nun kam Elise dazu. Sie kombinierte, dass es ein grünes Rattengift gibt, welches ein cremiger Block sei.

Keine Zeit verlieren >>> zum Tierarzt!

Oje! Wuschel verstand nicht, warum wir alle um ihn rum standen und freute sich, dass es schon wieder los ging.

Wir also zu Dr.Hellwig. Wir wussten wir waren noch in der 60 Minuten-Gift-Helpzone. Das bedeutet, dass das Gift noch nicht verdaut ist.

Wuschel wurde beim Vorbesitzer voll gestopft mit Antibiotika, Cortisontabletten und allem Möglichen. Dies sei wegen seinem ständigen Juckreiz und den kahlen Stellen nötig, so der Vorbesitzer. Doch mit viel Aufmerksamkeit, Training und Beschäftigung heilte dies alles von ganz allein. Nur der Magen war nun hinüber. Hierüber werden wir noch einen weiteren Erfahrungsbericht schreiben 😀

Erbrechen auslösen

Jedenfalls ist sein Mgen aufgrund dieser Vorgeschichte stark angegriffen. Aber auch dafür haben Tierarzt Dr.Hellwig und wir eine Lösung gefunden:  Wuschel bekam keine Tablette die auf den Magen wirkt, sondern eine Spritze die auf das Gehirn und den Gleichgewichtssinn wirkt.

Die Spritze wirkt und Wuschel leidet

Die Spritze wirkte relativ schnell. Dr.Hellwig hatte schon den Tisch und alles zur Seite geschoben und meinte, die Hunde würden in dieser Situation den ganzen Raum vollbrechen. Aber das sei die einzige Chance im Moment, denn wir hätten ja gut reagiert, dass wir innerhalb der so wichtigen 60 Minutenzone da gewesen wären.

Dann ging es los, Wuschel fing an zu torkeln und sah mich flehend an. Mir brach es das Herz! Ich nahm mir eine Schüssel, nahm Wuschel in den Arm und hielt ihm die Schüssel unters Maul. Ich hatte das Gefühl, dies tut ihm gut, Halt zu haben. Das ging etwa 20 Minuten so. Dann schien alles raus zu sein. Der Tierarzt verabreichte ein Gegenmittel und Wuschel ging es von Minute zu Minute besser.

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Während die Tierarzthelferin das Erbrochene genau untersuchte (Respekt an die Helferin und ein großes Danke!), leckte Wuschel mir die Hände.

Dann bekam er noch eine Aufbauspritze. Das verdächtige grüne Etwas war auch im Erbrochenen. Es konnte jedoch nicht festgestellt werden, was es war. Beim nachträglichen Googeln sah es jedenfalls genauso aus wie das neuartige Rattengift welches seit noch nicht langer Zeit im Verkehr ist. Keine Kugeln, Pulver, Köderbrocken sondern eine cremige, gelartig Masse, die es in grün und rosa gibt.

Einen Infobeitrag zum Thema Vergiftungen Symptome und Erste Hilfe findest du hier: Vergiftungen beim Hund

4 Kommentare zu „Erfahrungsbericht: Rattengift“

  1. Da hast du ja nochmal Glück gehabt, eine unserer Hündinnen, Laika, ein Mastin Español, starb vor ein paar Jahren unerwartet und wir wussten nicht genau wieso, aber wir schätzen es war Rattengift oder ähnliches.
    LG @unfinally.mixed.paws

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  2. Oh man, das ist echt schlimm. Zu mal die Fälle mit ausgelegten Gift auch immer mehr werden. Ich hoffe,dass uns sowas nicht passiert …

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